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#nachgefragt bei Susanne Scholl

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Wir haben #nachgefragt bei Susanne Scholl, Russland-Expertin und langjährige ORF-Auslandskorrespondentin:

 

War der Krieg zwischen der Ukraine und Russland absehbar?

Welche Bedeutung hat die Ukraine für Putins Russland?

Wo liegen zentrale Versäumnisse in der Beziehung Europas zu Russland?

Wodurch wir die Beziehung Österreichs zu Russland auf die Probe gestellt?

Welche Probleme haben KorrespondentInnen in Russland heute?

 

Susanne Scholl war am 5. April 2022 in unserer Reihe #nachgefragt im hdgö zu Gast und sprach mit Christian Ultsch von Die Presse über den Krieg in der Ukraine und ihre Einschätzung von Putin und russischer Politik. Sie gab Einblicke in Geschichte und Gegenwart des aktuellen bewaffneten Konflikts, dessen Ende derzeit nicht absehbar ist.

 

Susanne Scholl ist Journalistin, Doyenne der AuslandskorrespondentInnen des ORF, Schriftstellerin und im Vereinsvorstand der „Omas gegen Rechts“. Sie lebte und arbeitete viele Jahre lang in Moskau und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, wie etwa dem Axel-Corti-Preis der österreichischen Volksbildung 2007, dem Concordia-Preis des Presseclubs Concordia, dem Goldenen Ehrenzeichen der Stadt Wien sowie dem Preis der Stadt Wien für Publizistik zuerkannt.

Die Veranstaltung in Bildern (6)
Interviewtranskript

Also mein Name ist Susanne Scholl. Ich war viele, viele Jahre lang ORF-Korrespondentin für das Radio und das Fernsehen in Moskau. Ich bin seit 2009 in Pension, war aber jedes Jahr mindestens dreimal in Moskau. Und ich war auch öfter in der Ukraine.

 

War der Krieg zwischen der Ukraine und Russland absehbar?
Ich muss gestehen, dass ich bis zuletzt nicht geglaubt hab, dass Putin tatsächlich den sozusagen totalen Krieg gegen die Ukraine anfangen wird. Ich war eigentlich bis ganz kurz vor dem 24. Februar der Meinung, dass er die Ostukraine besetzen wird, dass er aber sich nicht trauen wird, den Rest der Ukraine auch anzugreifen. Ich hab das unterschätzt, wie sehr er  inzwischen offensichtlich in einer Parallelwelt lebt. Krieg ist ein Verbrechen. Das kann man nicht oft genug wiederholen. Und was man auch nicht oft genug wiederholen kann, ist: Es ist nicht Russlands Krieg. Es ist ein Krieg, den Herr Putin  heraufbeschworen hat und den Herr Putin begonnen hat und indem Herr Putin junge russische Männer in den Tod schickt, ohne sich überhaupt irgendwas zu überlegen, und indem Herr Putin eben auch in Kauf nimmt, dass es solche Massaker gibt, wie man sie jetzt in der Umgebung von Kiew herausgefunden hat. 

 

Welche Bedeutung hat die Ukraine für Putins Russland?

Putin hat von allem Anfang an gefunden, die Ukraine ist russisches Hinterland und dort muss eine russlandfreundliche – unter Anführungszeichen, und dort muss eine russlandfreundliche – unter Anführungszeichen,  in Wirklichkeit eine Putin-freundliche – Regierung herrschen. Zumal in der Ukraine eine wirklich starke Demokratiebewegung vorhanden war. Er hat einen Präsidenten installiert, schon am Beginn der 2000er-Jahre, Wiktor Janukowytsch, mit dem Putin geglaubt hat, dass er auf die Art die Ukraine unter Kontrolle hat.  Es hat sich herausgestellt, dass das nicht funktioniert hat. Die  Demokratiebewegung hat sich nicht kleinkriegen lassen, obwohl dieser Präsident am Ende auf die Leute schießen hat lassen auf dem Hauptplatz von Kiew – über hundert Tote. Und dann musste er das Land verlassen. Und es gab demokratische Wahlen. Und sie haben mühsam aber doch sich in Richtung Demokratie bewegt.  Und Putin ist jemand, der immer Angst davor hatte, dass die Demokratiebewegung in der Ukraine auf Russland überschwappen könnte. Und nachdem der von ihm eingesetzte Präsident davongejagt worden war, hat er quasi als Revanche die Krim besetzt.

 

Wo liegen zentrale Versäumnisse in der Beziehung Europas zu Russland?
Europa hätte auf jeden Fall viel entschiedener reagieren müssen, als Putin die Krim annektiert hat.  Das haben wir versäumt. Aber vor allem haben wir versäumt, uns von den Bodenschätzen, die Russland hat und uns verkauft,  unabhängig zu machen. Und das fällt uns jetzt auf den Kopf. Weil wir sind alle vom russischen Gas abhängig. Wir sind zum Teil vom russischen Erdöl abhängig.Und wir haben uns nicht unabhängig gemacht. Und deswegen ist das mit den Sanktionen so eine Sache. Dort, wo’s wirklich wehtun würde, nämlich, indem wir sagen, wir nehmen das russische Gas nicht mehr,  das können wir nicht tun, weil sonst sitzen wir auf dem Trockenen. Und das ist wirklich, gerade jetzt, in der jetzigen Situation eine mittlere Katastrophe.

 

Wodurch wird die Beziehung Österreichs zu Russland auf die Probe gestellt?

Erstens, weil eben die Gasabhängigkeit in Österreich ganz besonders stark vorhanden ist. Zweitens, weil wir eine ganze Reihe von Wirtschaftstreibenden haben, die zum Teil ihr ganzes Geld in Russland angelegt haben, die dort gute Geschäfte machen und die kein Interesse daran haben, wirklich kritische Betrachtungen dessen, was das Regime Putin tut seit 2000 praktisch, vorzunehmen. Ich war von allem Anfang an sehr gegen Putin, muss ich sagen. Ich hab ihm nicht getraut und ich hab die Dinge, die er gesagt hat, nicht geglaubt. Und ich hatte in den meisten Fällen recht. Ich wurde immer wieder von österreichischen Politikern ermahnt, doch nicht so negativ über Russland zu berichten.

 

Welche Probleme haben KorrespondentInnen in Russland heute?

Meine jungen Kollegen, die die Sowjetunion nicht mehr direkt miterlebt haben, erleben jetzt in Moskau genau wie es war, zu Sowjetzeiten Korrespondent dort zu sein. Man muss wirklich jedes Wort dreimal umdrehen. Man muss sehr aufpassen. Man kann nicht alles filmen, was man will. Man wird kontrolliert, behindert an vielen Dingen. Man muss halt sehr genau formulieren und sich auch nicht einschüchtern lassen. Ich muss gestehen, ich finde, dass meine jungen Kollegen in Moskau das sehr gut machen.

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