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#nachgefragt bei Roxana Radulescu und Anna Leder, IG24

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Wir haben #nachgefragt bei Anna Leder und Roxana Radulescu von der „Interessensgemeinschaft der 24h-Betreuer*innen“ (IG24)

 

Was ist die IG24?

Was sind zentrale Forderungen der IG24?

Wie wirkt sich die Scheinselbständigkeit auf den Arbeitsalltag der Betreuer*innen aus?

Wie verschafft sich die IG24 Sichtbarkeit für ihre Forderungen?

Weshalb braucht 24h-Betreuung mehr Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft?

 

Im Rahmen der Reihe #nachgefragt waren am 28. April 2022 Anna Leder und Roxana Radulescu von der „Interessensgemeinschaft der 24h-Betreuer*innen“ (IG24) zu Gast im Haus der Geschichte Österreich. Roxana Radulescu, die selbst als 24h-Betreuerin arbeitet, war für das Gespräch online zugeschaltet. Gemeinsam haben die beiden einen Einblick in die oft schwierigen und unsicheren Arbeitsbedingungen der 60.000 24h-Betreuer*innen, die in Österreich tätig sind, gegeben. Ein wichtiges Thema war dabei die rechtliche Organisation der Arbeit als selbständige Unternehmer*innen, die in der Praxis allerdings oft eine Scheinselbständigkeit ist. Die IG24 zieht nun gegen diese Scheinselbständigkeit vor Gericht und hat dafür einen Crowdfunding-Aufruf gestartet.

 

 

Roxana Radulescu, geboren in Biled, Kreis Timis, Rumänien. 
Sie ist von Beruf Buchhalterin und ging 2000 mangels Arbeitsplätze in ihrer Heimat zur Arbeit ins Ausland. Sie arbeitete zuerst in Deutschland als Heimhilfe für ältere Menschen. Seit 2010 ist sie als 24h-Betreuerin in Österreich tätig. Sie arbeitet zurzeit in Vorarlberg und mag ihren Job.

 

Anna Leder, lebt und arbeitet in Wien, ist freiberufliche Kinderphysiotherapeutin, davor 25 Jahre im St. Anna Kinderspital. Sie ist ihr gesamtes Berufsleben in basisgewerkschaftlichen und careaktivistischen Zusammenhängen aktiv. Sie mag ihren Job, aber genauso ihre politische Tätigkeit. 

 

Die „Interessengemeinschaft der 24-Stunden-Betreuer*innen“ (IG24) ist ein selbstorganisierter, von AktivistInnen unterstützter überparteilicher Verein mit dem Ziel, die Interessen der Berufsgruppe in umfassender Weise zu vertreten. Die BetreuerInnen wollen nicht länger, dass nur über sie gesprochen wird, sondern sie wollen für sich selbst sprechen. InitiatorInnen des Verbands sind die Iniciativa24, ein Zusammenschluss slowakischer BetreuerInnen, sowie DREPT (Gerechtigkeit in der Pflege und Personenbetreuung), ein Zusammenschluss rumänischer BetreuerInnen. 

Die Veranstaltung in Bildern (3)
Interviewtranskript

[Anna Leder] Mein Name ist Anna Leder. Ich bin von Beruf Kinderphysiotherapeutin. Hab jahrzehntelang im Krankenhaus gearbeitet. Und arbeite eigentlich seit dem Bestehen der IG24 in der IG24 mit. Und bin da eine Unterstützerin bzw. auch eine ihrer Initiator*innen.

 

Roxana Radulescu kommt aus Rumänien, ist von Beruf Buchhalterin, arbeitet aber seit 20 Jahren als 24h-Betreuerin. Sie ist eine der Begründer*innen der Initiative „DREPT“,
der Organisierung der 24h-Betreuer*innen Rumänien, und Teil der IG24.

 

Was ist die IG24?

[Anna Leder] Die IG24 gibt es seit ungefähr zwei Jahren. Ist eine Abkürzung für „Interessenvertretung der 24h-Betreuer*innen in Österreich“. Ausgangspunkt ist eine Selbstorganisierung der Betreuer*innen der verschiedenen Communitys – der rumänischen, der slowakischen und der bulgarischen Community. Und wir haben diese Selbstorganisierung als Ausgangspunkt genommen, sie als Aktivist*innen zu unterstützen, drumherum einen Verein zu gründen – eben die IG24. Und die versteht sich als Lobbying-Struktur für 24h-Betreuer*innen, weil wir der Meinung sind, dass die eigentlich keine gute Vertretung haben.

 

Was sind zentrale Forderungen der IG24?
[Anna Leder] Da kann man von drei zentralen Forderungen sprechen: Das Eine ist der Unterinformiertheit zu begegnen in den  Arbeitsverhältnissen, also verbesserte Beratungsmöglichkeiten für die Betreuer*innen – das ist eine ganz zentrale Forderung.

 

Eine weitere Forderung betrifft die Unsichtbarkeit in den Live-in-Betreuungsverhältnissen. Dass hier öffentliche Instanzen fehlen, die die Arbeitsbedingungen der Betreuer*innen auch kontrollieren, die eine Anlaufstelle sein können, um möglicherweise problematische Arbeitsbedingungen zu thematisieren.

 

Und die dritte Forderung betrifft die Organisierung der Arbeit als Selbständige. Es ist eigentlich weithin bekannt, dass diese Scheinselbständigkeit, in der die Betreuer*innen arbeiten eben keine echte Selbständigkeit ist. Es gibt inzwischen in unseren Nachbarländern Schweiz und Deutschland einige Urteile, die die Arbeitsbedingungen der 24h-Betreuer*innen thematisieren und auch anfechten. Und wir denken, dass es auch in Österreich an der Zeit ist, dieses Modell auf juristischer Ebene anzufechten, in der Hoffnung, um dann politische Änderungen damit anstoßen zu können.

 

Wie wirkt sich die Scheinselbständigkeit auf den Arbeitsalltag der Betreuer*innen aus?

[Roxana Radulescu] Wir haben keine Macht zu entscheiden, wie viel wir arbeiten, wann wir kommen und wann wir gehen, wie wir zu unserem Arbeitsplatz anreisen, welches Gehalt wir bekommen.
Die Scheinselbständigkeit beginnt schon im Herkunftsland. Wir treten unsere Arbeit an ohne detailliertes Wissen über den Fall und meistens ohne den Vertrag lesen zu können. Unser Gehalt wird uns am Telefon mitgeteilt. Da wir nicht in direktem Kontakt mit unseren Kund*innen sind, sind wir vollständig auf telefonische Informationen der Agentur angewiesen. Wären wir wirklich selbständig, so würden wir alles mit unseren Kund*innen selbst machen.
Kurz gesagt vom Anfang bis zum Ende: Wir sind keine selbständigen Unternehmer*innen. 

 

Wie verschafft sich die IG24 Sichtbarkeit für ihre Forderungen?
[Anna Leder] Also die 24h-Betreuung ist ja aufgrund ihrer Natur als Live-in-Arbeitsverhältnis eine sehr unsichtbare Branche. Und wir nutzen viele Kanäle, um Öffentlichkeit zu schaffen. Und in dieser Hinsicht ist uns natürlich das Haus der Geschichte Österreich mit der Ausstellung „Heimat großer T*chter“ auch ein wichtiges Mittel, um Öffentlichkeit zu schaffen. Eine der Ideen war es, dass wir anlässlich des 8. März, des Frauenkampftages, hingehen, die Kolleg*innen auf Facebook fragen nach Forderungen, die sie auf die Straße bringen wollen, hätten sie die Möglichkeit, auf die Straße zu gehen am 8. März. Und da sind zahlreiche Forderungen, Anregungen gekommen vonseiten der Kolleg*innen. Und die haben wir dann gemeinsam mit Unterstützer*innen quasi auf diese Protestplakate geschrieben. Man sieht sie jeweils in der Herkunftssprache und auch auf Deutsch übersetzt. Und das fanden wir eine super Idee und den Kolleg*innen hat es eigentlich auch sehr gut gefallen, dass ihre Forderungen im öffentlichen Raum sichtbar gemacht werden, obwohl sie selber nicht dabei sein können.

 

Weshalb braucht 24h-Betreuung mehr Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft?

[Roxana Radulescu] Ich bin davon überzeugt, dass die Gesellschaft inzwischen die Probleme der Betreuer*innen recht gut kennt. Aber noch immer schauen alle weg. Wer möchte, dass die eigenen Eltern oder Großeltern gut versorgt werden, sollte sich auch darum kümmern. Gute Arbeit braucht gute Arbeitsbedingungen.

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